13. Oktober 2015, 20:34 Uhr spiegel.de
Jens Rommel wird Chef der NS-Strafverfolger

Seit 1958 arbeiten Juristen im baden-württembergischen Ludwigsburg die Verbrechen der Nationalsozialisten auf. Nun bekommen die international geachteten Nazi-Jäger einen neuen Chef.

Der Ravensburger Staatsanwalt Jens Rommel wird neuer Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg. Der 43-Jährige wird noch im Oktober die Nachfolge von Kurt Schrimm antreten, der im September nach 15 Jahren in den Ruhestand getreten ist. Das teilte Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) am Dienstag in Stuttgart mit. "Auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs können dank der akribischen Arbeit immer noch Verbrechen aus der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft aufgeklärt und verfolgt werden", sagte Stickelberger.

Die gemeinsame Einrichtung der Landesjustizverwaltungen im In- und Ausland ist ein Begriff für die juristische Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Verbrechen. Seit Aufnahme ihrer Arbeit am 1. Dezember 1958 hat die Zentrale Stelle 7569 Vorermittlungsverfahren eingeleitet, etwa gegen KZ-Aufseher. Zwölf Vorermittlungsverfahren sind derzeit anhängig. Künftig soll die Stelle auch stärker als Forschungs- und Informationszentrum arbeiten, da mutmaßliche Täter immer öfter bereits gestorben sind.

Der neue Chef Rommel arbeitete unter anderem beim Generalbundesanwalt und zuletzt als stellvertretender Leiter der Staatsanwaltschaft Ravensburg. "Während einer knapp dreijährigen Tätigkeit als Ressortbeobachter bei der Europäischen Union in Brüssel hat Jens Rommel auch sein großes diplomatisches Geschick und seine hervorragenden Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis gestellt", sagte Stickelberger.

Jens Rommel legt Wert auf die Feststellung, "weder verwandt noch verschwägert" mit Erwin Rommel zu sein, dem deutschen Generalfeldmarschall in der Zeit des Nationalsozialismus.

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